2.1 Die Geschichte von Linux
Das Verständnis der Geschichte von Linux ist essentiell, um die Entwicklung moderner Betriebssysteme und deren Anwendungen zu begreifen. Linux spielt eine zentrale Rolle in vielen Bereichen der Informatik, von Servern bis hin zu eingebetteten Systemen. Grob betrachtet lässt sich die Geschichte von Linux in verschiedene Phasen einteilen.
1983-1991: Die Anfänge
Die Geschichte von Linux beginnt mit der Gründung des GNU-Projekts durch Richard Stallman im Jahr 1983. Das Ziel war die Entwicklung eines freien Unix-ähnlichen Betriebssystems. Bis 1991 waren viele Komponenten des GNU-Systems fertig, aber es fehlte ein funktionierender Kernel.
Zu dieser Zeit war der Zugang zu Unix-Systemen teuer und oft mit hohen Lizenzgebühren verbunden. Zum Beispiel kostete eine Unix-Lizenz für einen einzelnen Benutzer mehrere tausend US-Dollar. Dies stellte für viele Einzelpersonen und Bildungseinrichtungen eine erhebliche finanzielle Hürde dar und beschränkte die Verbreitung von Unix erheblich.
1991: Die Geburt von Linux
Im Jahr 1991 begann Linus Torvalds, ein Student an der Universität Helsinki, mit der Arbeit an einem eigenen Kernel als Teil seines Betriebssystemkurses. Am 25. August 1991 kündigte er in der Newsgroup comp.os.minix sein Projekt an. Dieser Kernel, kombiniert mit den GNU-Komponenten, bildete das erste vollständige freie Betriebssystem, das später als Linux bekannt wurde. Da Linux unter der GNU General Public License (GPL) veröffentlicht wurde, konnten Benutzer und Entwickler es kostenlos nutzen und modifizieren, was die zuvor hohen Lizenzkosten für Unix überflüssig machte.
1992-1999: Wachstum und Akzeptanz
In den 1990er Jahren wuchs die Popularität von Linux. Die Veröffentlichung unter der GNU General Public License (GPL) ermöglichte es Entwicklerinnen und Entwicklern weltweit, zum Projekt beizutragen. Viele Distributionen entstanden in dieser Zeit, darunter Slackware (1993) und Red Hat (1994). Linux wurde zunehmend in Serverumgebungen eingesetzt und gewann an Bedeutung in der Geschäftswelt, die zunächst aber auch skeptisch blieb.
Ein bedeutender Beitrag zur Philosophie und Methodik der Open-Source-Entwicklung ist der Essay "Die Kathedrale und der Basar", geschrieben von Eric S. Raymond im Jahr 1997. In diesem Essay beschreibt Raymond die Unterschiede zwischen der herkömmlichen Softwareentwicklung (Kathedrale) und der offenen, gemeinschaftsbasierten Entwicklung (Basar), die bei Linux angewendet wird. Siehe auch die Folien zum Essay.
Was heißt freie Software?
Freie Software bedeutet, dass Benutzer die Freiheit haben, die Software zu verwenden, zu studieren, zu ändern und zu teilen. Dies steht im Gegensatz zu proprietärer Software, bei der der Quellcode nicht zugänglich ist und die Nutzung eingeschränkt werden kann. Die vier grundlegenden Freiheiten sind:
- Die Freiheit, das Programm zu jedem Zweck auszuführen.
- Die Freiheit, die Funktionsweise des Programms zu studieren und es an die eigenen Bedürfnisse anzupassen (Voraussetzung ist der Zugang zum Quellcode).
- Die Freiheit, Kopien des Programms weiterzugeben, um anderen zu helfen.
- Die Freiheit, das Programm zu verbessern und diese Verbesserungen der Öffentlichkeit freizugeben, sodass die gesamte Gemeinschaft davon profitiert.
2000-heute: Mainstream und Spezialisierung
Seit den 2000er Jahren hat Linux seinen Platz im Mainstream gefunden. Es ist das bevorzugte Betriebssystem für Server, Supercomputer und eingebettete Systeme. Distributionen wie Ubuntu (seit 2004) haben dazu beigetragen, Linux auch für Desktop-Nutzer zugänglich zu machen. Heute ist Linux die Grundlage für viele Technologien, darunter Android, das weltweit am häufigsten verwendete Betriebssystem für mobile Geräte.